Netzwerken lebt von persönlichen Treffen, ungezwungenen Gesprächen und Smal-Talk. Networking lebt nicht nur vom gesprochenen Wort sondern auch von einer nonverbalen Kommunikation. Mimik, Gestik, Ausstrahlung, das sind die wichtigen Faktoren, die bestimmen, ob man sich sympathisch ist oder nicht. Und die das gesprochene Wort unterstreichen. Nur wenn alles zusammenpasst, ist man authentisch und wird ernst genommen.
Networking kann man daher nur effektiv leben, wenn man sich mit Menschen trifft. Wo auch immer das sein mag. Im Businessbereich eben auf Messen, Veranstaltungen, Kongressen oder Branchenmeetings und in Fachausschüssen. Bisher haben Unternehmen, Verbände, Organisationen und Vereine viel Zeit, Geld und Mühe aufgewandt, damit diese Veranstaltungen stattfinden können und Besucher haben oft weite Reisen und hohe Eintrittspreise investiert, um vor Ort zu sein.
Und dann kam der Freitag, der 13. März. Aus den dunklen Wolken am Horizont wurde ein schwerer Sturm. An diesem Tag um 10 Uhr morgens trat die deutsche Bundeskanzlerin vor die Mikrofone um eine dramatische Botschaft zu verkünden. Der Shutdown begann. Alle Messen, Kongresse, Meetings und Branchentreffen wurden abgesagt, Firmen verfügten Reiseverbote für Ihre Mitarbeiter. Der Super-Gau für all diejenigen, die im Vertrieb unterwegs sind und die ihre Geschäfte und Vertriebsaktivitäten auch über diese Netzwerkveranstaltungen steuern.
Seitdem gibt es quasi keine großen Treffen mehr und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Bereits jetzt ist fix, dass im ersten Quartal des Jahres 2021 keine Veranstaltungen stattfinden werden, für das 2. Quartal sehen die Vorzeichen nicht viel besser aus. Der Frust der Außendienstmitarbeiter nimmt immer mehr zu. Home-Office ist nicht für Networking geeignet.
Meine These ist, dass Networking auch unter den derzeitigen Bedingungen funktioniert. Ich bin der Überzeugung, dass gerade in Zeiten wie diesen das Networking noch viel effektiver und besser funktionieren kann. Klar, die zufälligen Kontakte, die ich in meinem Buch beschreibe, die fallen zurzeit weg. Das denkt man. Aber das stimmt auch nicht so ganz.
Wir leben in einer digitalen Welt! Längst schon ist es möglich, von fast jeden Ort der Erde mit fast jeden Menschen in Kontakt zu treten. Wenn man die Möglichkeiten nutzt. Und flexibel ist. Es ist nur eine neue Art der Kommunikation nötig. Video Calls oder Web-Meetings sind da eine sehr gute Möglichkeit. Im Laufe der letzten 9 Monate habe ich viele Web-Meetings miterlebt und ja, manchmal frage ich mich, warum Profis gerade in dieser digitalen Welt so unprofessionell auftreten.
Um in digitalen Meetings und Treffen effektiv, professionell und authentisch aufzutreten, gehört immer auch etwas Vorbereitung dazu. Dazu gehört, dass man sich vor allem die Frage stellt, wie man gesehen werden möchte. Es ist immer auch eine Frage des Respektes sich und dem Gegenüber, wie man vor der Kamera auftritt. Hier einige Regeln, wie man sich professionell im digitalen Meeting bewegt:
1. Bereite dich vor! Du bereitest dich doch auch auf ein reales Treffen vor. Bei der Anreise machst du dir Gedanken darüber, wie du den Gesprächsverlauf gestalten möchtest, welche Punkte du ansprechen möchtest und musst. Da bei einem Webmeeting die Anreise wegfällt, ist es nötig, dass du dir schon geraume Zeit vor dem „Treffpunkt“ eine Auszeit nimmst und dich sammelst und konzertierst.
2. Sorge für eine angenehme, professionelle Umgebung! Ein unaufgeräumtes Büro im Hintergrund oder gar ein gut sichtbares Schlafzimmer im Home-Office ist alles andere als professionell. Ein kleiner Tipp: Wenn du im Home-Office arbeiten musst, dann bestelle dir von der Marketingabteilung ein Roll-Up, dass Du bei Meetings hinter dich stellst. Und schon sieht alles viel besser aus.
3. Achte auf deine Kleidung! Würdest du im Jogginganzug oder im Polo-Shirt zu einem Kongress oder zu einem Kunden fahren? Nein! Gut, dann mach das auch in einem Web-Meeting nicht, denn du besuchst ja auch deinen Kunden – auch wenn es nur digital ist.
4. Sprich auf Augenhöhe! Wenn Du bei einer Präsenzveranstaltung bist, dann bist du, egal ob du irgendwo sitzt oder mit deinem Gesprächspartner irgendwo stehst, fast immer auf Augenhöhe (abgesehen von der Körpergröße). In einem Webmeeting ist die Kamera das Auge deines Gesprächspartners. Daher ist es unbedingt wichtig, dass du die Kamera in eine Position bringst, die in etwa deine Augenhöhe ist. Niemand schaut gern anderen in die Nasenlöcher.
5. Achte auf Deine Augen! Wenn du mit jemanden sprichst, dann schaust du deinen Gesprächspartner meistens in die Augen oder das Gesicht. Du nimmst bewusst oder unbewusst die Mimik wahr. Das ist bei Webmeetings schwer. Denn du schaust ja auf einen Bildschirm. Achte daher darauf, dass der Bildschirm und die Kamera möglichst so aufgestellt sind, dass du, wenn du sprichst, in die Kamera schauen und dennoch den Bildschirm und somit das Gesicht des anderen im Blickfeld hast.
6. Deine Körperhaltung ist wichtig! Wie schon beschrieben ist es sehr unwahrscheinlich, dass du in einem realen Business-Treffen nachlässig in einem Sessel lümmelst. Warum machst du das dann in einem Webmeeting? Achte darauf, dass du eine aufrechte Haltung einnehmen kannst. Aus der Praxis gesprochen ist es keine gute Idee, wenn Du in Deinem bequemen Chefsessel sitzt, während Du dich Online mit deinem Geschäftspartner „triffst“.
7. Sei sichtbar! Ein Mensch besteht aus mehr als nur seinen Kopf. Im realen Leben sieht Dein Gesprächspartner nicht nur Dein Gesicht, er sieht dich sozusagen von der Sohle bis zum Scheitel. Er sieht deine Gestik, er sieht Deine Hände. Warum also nicht in den Webmeetings?
8. Achte auf die technische Ausstattung! Im realen Leben achtest du bewusst oder unbewusst darauf, wie du ausgestattet bist. Das Auto, das du fährst, entspricht in der Regel deinem Status. Auch dein Laptop, dein Handy, ja sogar dein Schreibzeug entspricht deinem Status. All das hast Du dir mehr oder weniger bewusst ausgewählt und ich bin mir sicher, dass die Ausstattung nicht das billigste vom billigen ist. Warum also in der technischen Ausstattung für digitale Treffen sparen. Gerade da kommt es darauf an, wie man dich sieht und vor allem auch hört.
9. Nimm dir Zeit! Egal, wo man sich in der realen Welt trifft, man nimmt sich auch immer etwas Zeit, anzukommen. Ein wenig Smal-Talk zu betreiben, bevor man in die Themen einsteigt. Ein digitales Meeting verleitet oft dazu, dass man quasi mit der Tür ins Haus fällt und sofort in die Themen einsteigt. Warum? Es macht keinen Sinn, hier anders als im realen Leben zu agieren.
10. Sei pünktlich! Wenn du Außendiensttermine wahrnimmst oder Veranstaltungen besuchst, dann fährst du in der Regel rechtzeitig los um pünktlich vor Ort zu sein. Und wenn du unterwegs aufgehalten wirst, dann rufst du deinen Kunden an und informierst dich. In der Regel wird man mit Verständnis reagieren. Im digitalen Leben ist Pünktlichkeit noch viel, viel wichtiger. Es gibt nichts unangenehmeres, als vor dem Bildschirm zu sitzen und auf den Gesprächspartner zu warten. Und es gibt im digitalen Leben keinen Stau. Wenn du an die Regel Nummer 1. denkst und sie beachtest, dann wirst du immer pünktlich sein. Wenn du er Organisator des digitalen Meetings bist, dann eröffne den Raum rechtzeitig, sei vor der Kamera und begrüße Deinen Kunden/Gesprächspartner mit einem Lächeln. Wenn du Gast bist, dann logge dich pünktlich ein.
Fazit: Auch wenn sich die äußeren Bedingungen verändert haben – Networking funktioniert auch in der digitalen Welt. Kontakte pflegen, Informationen austauschen, Beziehungen auf- und ausbauen funktioniert auch so, wenn man es richtig macht und einige Regeln beachtet.